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4.2 Die erste Besetzung Hamburgs zur Durchsetzung der Kontinentalsperre und ihre Folgen
Nach dem Sieg über Preußen erfolgte am 19. November 1806 die Besetzung Hamburgs durch französische Truppen.[110]
Zur Durchsetzung der Kontinentalsperre war Hamburg strategisch wichtig und deshalb wurde nach der Besetzung ein generelles Handelsverbot mit England erlassen. Alle englischen Waren und Schiffe (auch anderer Länder, wenn sie englische Waren führten) wurden beschlagnahmt und englische Staatsbürger als Kriegsgefangene festgesetzt.
Der Handel war stark beeinträchtigt, Bestechung und Schmuggel ins dänische Altona blühten umso mehr. Hinzu kamen Zwangsrekrutierungen der französischen Armee infolge der Vorbereitung zum erneuten Feldzug gegen Österreich ab 1809.
Ab Juli 1811 wurde Hamburg mit dem französischen Kaiserreich vereinigt und Ort der kaiserlichen Gerichtsbarkeit. Wie Amsterdam, Rotterdam, Bremen und Lübeck gehörte Hamburg zu den bonnes villes, den Städten ersten Ranges. Ihre Maires (Bürgermeister) hatten das Recht, den großen kaiserlichen Festen in Paris (Thronbesteigung, Eidesleistung, Taufe usw.) beizuwohnen.[111]
Am 20. August 1811 trat die französische Gesetzgebung in Kraft, es kam zur politischen Gleichstellung aller Einwohner und allgemeinem Wahlrecht wie es die Prinzipien der Französischen Revolution vorsahen. Für die Juden Hamburgs war diese Gleichstellung aber nur theoretischer Natur, da es Ausnahmedekrete für sie gab (Vgl. Kap. 5). Die Zünfte und das Feudalwesen wurden abgeschafft, was Betätigungsfreiheit verhieß. Strafprozesse wurden öffentlich verhandelt, mit klarem Strafmaß anhand eines Strafgesetzbuches. Die Gerichtsverfahren wurden beschleunigt, allen voran durch die Trennung von Regierung und Justiz per Einführung des kaiserlichen Gerichtshofes.
Gleichzeitig verschlechterte sich die Situation der Hamburger Bürger aber erheblich. Die Franzosen gingen schärfer gegen den Schmuggel vor und nahmen daher vielen Familien ihre Lebensgrundlage. Zusammen mit dem Gerücht, dass russische Verbände bereits kurz vor der Stadt stünden, entlud sich der Konflikt am Millerntor, der Zollgrenze nach Altona, im Volksaufstand vom 24. Februar 1813. Trotz harter Vergeltungsmaßnahmen und Hinrichtungen einiger Aufständischer widersetzten sich mehr und mehr Hamburger den Befehlen und Auflagen der französischen Beamten.[112]
[110] Diese waren allerdings ein bunt gemischtes Söldnerheer, hauptsächlich aus Holländern und Italienern, ab 1807 auch aus Spaniern bestehend.
[111] Vgl. Stieve (1998), S. 108ff.
[112] Vgl. Zunker (1983), S. 60ff.
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