Synagoge

Die Aufteilung der jüdischen Dreigemeinde in Hamburg 1812

von Simon Hollendung

2.3 Neue Reglements machen das kleine Städtchen Altona für die Sepharden attraktiv

Bis 1663 waren 600 sephardische Juden in der Stadt registriert, die größer werdende Gemeinde zog den Unmut der Bevölkerung auf sich. Verbale Angriffe kamen vor allem von einigen Kanzeln Hamburgs, besonders von Pastor Johannes Müller von der St.Petri-Kirche (Bedenken Herrn Johannes Mülleri, Theol. Dr. et Minist. Hamb., die Juden betreffend, vom 15. Oktober 1649[24]). Er warf den Juden Prunk, Prahlerei, Christen- und Hostienschändung, Anmaßung und Blasphemie vor. Auf seine Vorwürfe folgten Tätlichkeiten. Schmähungen und Beschimpfungen, die von Gymnasialjugendlichen ausgingen und die gesamte Gemeinde trafen. Auch typische judenfeindliche Pseudo-Argumente des Mittelalters und leider auch heute noch gebräuchliche antisemitische Stereotype waren im Umlauf.
Der Senat wollte die Juden aus wirtschaftlichen Gründen in Hamburg behalten und ließ theologische Gutachten anfertigen, die bestätigten, dass die Anwesenheit des mosaischen Glaubens das Seelenheil der örtlichen Christen nicht durcheinander bringe. Die Universitäten Jena und Altdorf hatten dieses für unsere Untersuchung interessante Unbedenklichkeitsgutachten angefertigt, das leider nicht erhalten ist.
In 21 Punkten wurden in einem Reglement vom 8. Juli 1650 Zugeständnisse in religiösen Fragen gemacht.[25]
Da aber die Angst vor Übergriffen in Hamburg nicht wich, erschien ein angebotenes Privileg für das dänische Glückstadt attraktiv. König Christian hatte bereits 1622 den in Hamburg lebenden Juden Land und Freiheiten zugesichert, wenn sie sich in Glückstadt niederließen. Das Angebot zur Ansiedlung der Juden, mit der Christian Hamburg als Handelsmacht Konkurrenz machen wollte, umfasste auch zwei Morgen Land, die anders als in Hamburg auf Ewigkeit verpachtet werden sollen und damit den rituellen Vorgaben für die Errichtung eines jüdischen Friedhofes entsprachen (Privilegium des Grafen Jobst Hermann von Holstein-Schauenburg für 30 Judenfamilien in Altona, vom 21. Mai 1622[26]).
Größere Ansiedlungen in Ottensen verhinderten allerdings die Große Flut von 1625 und die zwischen 1620 und 1660 dreimal aufflammenden dänisch-schwedischen Kriege, in deren Folge die Grenzen immer wieder abgeriegelt wurden.
Allerdings wurde selbst als sich die jüdische Gemeinde in Glückstadt schon faktisch wieder aufgelöst hatte, der dortige Vorbeter angewiesen, die vorgeschriebenen Rituale weiterhin auszuführen, um auf ansässiges jüdisches Leben zu verweisen und so die zugestandenen Privilegien nicht verfallen zu lassen.

[24] In: Feilchenfeld (1898), S.9.

[25] Vgl. ebd.

[26] In: Marwedel (1976), S. 131ff.
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