Synagoge

Die Aufteilung der jüdischen Dreigemeinde in Hamburg 1812

von Simon Hollendung

4.6 Welche Auswirkungen hatte die Franzosenzeit für die Juden?

Der Hamburger Amandus Augustus Abendroth war als Maire (Bürgermeister) die Interessensvertretung der Bevölkerung in der Franzosenzeit. Er erfüllte seine Aufgabe mit viel Geschick und Hartnäckigkeit, was ihm große Popularität einbrachte.[120] Allerdings erkannte Abendroth auch die Vorteile des Code Napoleon und seiner Freiheitsideen für die Bürger und wollte diese 1815 per Verfassungsänderung auch in Hamburg wirksam machen. Sein Vorschlag wurde allerdings sowohl von der Bürgerschaft wie auch vom Senat abgelehnt. Längst hatte man alle Erinnerungen an die Franzosenzeit getilgt und nahezu alle vormaligen Bestimmungen wieder in Kraft gesetzt. Bis auf marginale Aspekte der französischen Neuordnung waren alte Grenzen, Gesetze, Vereine und Verhaltensmuster wieder restauriert.[121]
Die Zeit der Restauration nach dem Wiener Kongress von 1815 verschärfte dieses Vorgehen auch in Bezug auf die in Hamburg lebenden Juden: Das Reglement von 1710 wurde wieder rechtskräftig.
Nahezu als einzige Bestimmung wurde im restaurativen Hamburg die Konföderation der drei jüdischen Gemeinden nicht wieder eingesetzt. Die Vormachtsstellung des dänischen Altona, mit dem man ja zwischenzeitlich, weil sie Verbündete der Franzosen waren, quasi direkt im Krieg stand, konnte nicht mehr akzeptiert werden. Bedenkt man die vorherigen Jahrhunderte des Streits zwischen Altona und Hamburg, so ist es nicht verwunderlich, dass sich Bürgerschaft und Senat in dieser Frage ausnahmsweise einig waren.
Aber auch das aufgeklärte Judentum konnte eine erneute Bevormundung durch das konservativen Oberrabbinats nicht mehr akzeptieren. Vielmehr waren die jetzt als Zeichen der Befreiung auch in Hamburg entstandenen Haskalah-Kreise um Assimilation bemüht. Der Missstand, auf das Reglement von 1710 zurückgeworfen zu sein, sollte in modernen Formen bekämpft werden und kein Konservativismus dem Ziel des Bürgerrechts entgegenstehen.

„Ebenso wie für das übrige Europa, war er [Napoleon]
für die Juden Befreier und Unterdrücker in einer Person.“[122]


[120] Vgl. Hauschild-Thiessen (1989), S. 30.

[121] Vgl. Ebd.

[122] Van der Walde (1933), S. 10.
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