Synagoge

Die Aufteilung der jüdischen Dreigemeinde in Hamburg 1812

von Simon Hollendung

5.3.1 Die Einberufung einer jüdischen Notabelnversammlung

Der Staatsrat wurde unter Regnaults Leitung beauftragt, einen Gesetzentwurf zur Besserung der Lage vorzulegen. Regnault hielt vor allem die Einberufung der Notabelnversammlung für eine große Pflicht und Ehre. Er arbeitete eine Präambel aus, die auch an die italienischen und portugiesischen Juden wendete, obwohl denen kein Wucher vorgeworfen wurde. Sie sollten aber positiv auf ihre Glaubensbrüder einwirken.[144]
In der Präambel hieß es außerdem, dass die Einberufung einer jüdischen Notabelnversammlung erfolgte, „um ihre Moral auf die Höhe der französischen zu bringen und sie zur Mitarbeit heranzuziehen, damit sie die Fehler, die ihnen von ihren Feinden angeheftet werden, ablegen können.“[145]
Napoleon erschien diese Präambel nicht scharf genug, er ändert einige Passagen, bevor es am 30. Mai 1806 zu einem Dekret kam, dass zwei unterschiedliche Teile umfasste. „Der erste Artikel setzte fest, dass […] alle von jüdischen Gläubigern gegen Landwirte erwirkten Urteile auf ein Jahr hinausgeschoben werden sollen. Der zweite Artikel befasste sich mit der Zusammenberufung einer jüdischen Versammlung in Paris.“[146]
Das Dekret drückte somit Napoleons Willen aus, den Wucher – der für ihn ein rein jüdisches Problem zu sein schien – zu unterdrücken. Der erste Artikel widersprach damit dem Gleichheitsgebot der Französischen Revolution. Der Kaiser hatte seine negative Meinung über die Juden bereits mehrfach, stets sehr verärgert, aufblitzen lassen, und trotzdem schreibt van der Walde über die Notabelnversammlung und die zu hebende Moral der Juden von einer „Großzügigkeit, wie sie auch von einem großen Teil der Juden aufgefasst wurde.“[147] Ebenso wie bei Haarbleicher findet sich auch bei van der Walde stets eine sehr positive jüdische Meinung über Napoleon. Dieser Meinung scheinen die Juden, die während der Franzosenzeit in Hamburg lebten, nicht geteilt zu haben. Generell lässt sich festhalten, dass die Errungenschaften der Französischen Revolution zwar eine Verbesserung für die Juden darstellten, dass aus heutiger Sicht aber viele Sonderbestimmungen und Einschränkungen das Bild von Napoleon als großem Befreier der Juden revidieren.

[144] Vgl. Van der Walde (1933), S. 32.

[145] Ebd, S. 33.

[146] Ebd.

[147] Ebd., S. 34.
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